Kommunale Wärmewende – Was ist das denn?

Vortrag von Jörg Zander auf der Podiumsdiskussion „Wärmewende im Schöneberger Norden“, zusammengefasst von J.Werdes

2023 sollen nach dem Fahrplan des Bundesgesetzgebers das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung verabschiedet werden. Danach müssen innerhalb von 3 Jahren nach Verabschiedung des Gesetzes alle Kommunen Wärmepläne erstellen. Ein Wärmeplan umfasst Beschreibung des Ausgangsszenario basierend auf hausscharfer Datenerhebung, Zielszenario und Transformationspläne, also wie die Wärmewende umgesetzt werden kann. In Berlin wird die Planung auf zwei Ebenen geschehen und zwar auf Senats- und Bezirksebene vorallem wegen Fernwärmenetz. Ein wesentliches Problem ist die fehlende Datengrundlagen für qualifizierte Planungen.

Unabhängig von den Plänen des Gesetzgebers können schon jetzt im Rahmen energetischer Quartierskonzepte lokale Wärmeplanungen erstellt und umgesetzt werden.

Was sind energetische Quartierskonzepte?

Alle technischen, wirtschaftlichen und sozialen Prozesse, die mit der lokalen Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Nutzung von Energie zu tun haben, können Gegenstand eines energetischen Quartierskonzeptes werden.
Elemente für energetische Quartierskonzepte:

  • Beratungsangebote (Energiesparen, energetische Sanierung) für bestimmte Zielgruppen schaffen, z.B. „schwache“ Eigentümer, Mieter
  • lokale Wärmequellen nutzen (Wärme aus Abwasser, Solarthermie, industrielle Abwärme)
  • Mieterstrom-Projekte
  • „Keimzellen“ für gebäudeübergreifende Wärmeversorgungslösungen finden und erschließen
  • Sanierungsrate und –tiefe steigern und die energetische Gebäudesanierung sozialverträglich gestalten

Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig!

  • Die Herstellung von Öffentlichkeit ist ein zentraler Punkt und Herausforderung bei der Entwicklung von energetischen Quartierskonzepten, um veränderte Rollen zu klären und miteinander zu besprechen:
  • Häuser sind nicht nur Verbraucher von Energie, sondern auch Produzenten von nachhaltiger Energie (Solar, …)
  • Prozesse sind komplex, da eine neue Heiztechnik eingesetzt wird, die vermutlich nicht ohne energetische Sanierung der Gebäudehülle auskommt und das Verbraucherverhalten sich anpassen muss
  • lokales Wissen und Innovation in Betracht gezogen werden sollten
  • Um anspruchsvolle Ziele bei der Umstellung auf erneuerbare Energien und sozialen Gestaltung zukünftiger Wärmeversorgungssystem erreichen zu können, muss Öffentlichkeitsarbeit eingeplant werden, auch wenn es eine anspruchsvolle Aufgabe ist.

Daten sind eine wichtige Voraussetzung

  • Eine Wissens- und Datenbasis für Quartierskonzepte und kommunale Wärmeplanung ist notwendig. Folgende Daten sollten für jedes Gebäude erhoben werden: Heizungstechnik, Energieträger, energetischer Sanierungszustand der Gebäudehülle (Dach, Kellerdecke, Gebäudehülle gedämmt? Fenster saniert?), Wärmeverbräuche für drei Jahre. Insgesamt ist ein flächendeckendes, gebäudescharfes Wärmekataster notwendig, das hilft die folgenden Fragen zu beantworten:
    • für Mieter: Was verbrauche ich im Vergleich, was mein Nachbar?
    • für Eigentümer: Wer im Quartier hat gleiche Probleme mit Heizung/Sanierung? Kann man etwas zusammen mit Nachbarn unternehmen?
    • für Planer: Wo macht ein lokales Nahwärmenetz Sinn?
  • Die „EnergyMap Berlin“ ist ein Projekt, das die Energieverbräuche von Berlin gebäudescharf auf einer Online-Plattform als ein sogenanntes Wärmekataster erfassen möchte. Das wird wesentlich konkreter als der Energieatlas, der nicht gebäudescharf ist: https://energieatlas.berlin.de/
  • Bezirksämter haben gem. § 21 EWG Bln das Recht, Wärmedaten zu erheben und zum Zwecke der Umweltinformation zu veröffentlichen. Es ist zugleich Notwendigkeit freiwillige Datensprenden zu sammeln, da mit amtlichen Erhebungen nur Unternehmen und Institutionen angesprochen werden können: WEGs und Privatpersonen werden nicht erreicht. ABER: Mieter:innen, selbstnutzende Wohnungseigentümer:innen und Hausbesitzer:innen können ihre Wärmeverbrauchsdaten freiwillig und anonym zur Verfügung stellen (Datenspende). Ab dem 1.Dezember 2022 wird das auf der Plattform https://energymap.de möglich sein. Datenspenden aus allen Bezirken helfen ein gebäudescharfes Wärmekataster für Berlin zu erstellen.

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