Sanierung, Abriss und Neubau an der Ecke Potsdamer- / Goebenstraße

von Matthias Bauer

Letztes Jahr im Mai ist der „Birlik“ Supermarkt ausgezogen. Die Wohnungen darüber standen schon länger leer an der Ecke Potsdamer Straße 165 /Goebenstraße 29, ebenso wie das benachbarte Gebäude der Potsdamer Straße 163. Das Projekt eines Hochhauses an dieser Stelle war glücklicherweise gescheitert. Nun gibt es einen neuen Eigentümer und neue Pläne, denen das Bezirksamt mittels eines Vorbescheid schon zugestimmt hat. Das wurde auf der letzten Sitzung des Ausschuss für Stadtentwicklung im Rathaus Schöneberg berichtet.

Nach den neuen Plänen soll das Gebäude in der Potsdamer Straße 163 instandgesetzt und saniert werden. Das Eckhaus zur Goebenstraße, die Potsdamer Straße 165 soll abgerissen werden, im Erdgeschoss wieder ein Supermarkt entstehen, in den Etagen darüber Büros.

Zusätzlich ist geplant, den östlich daran anschließende Parkplatz entlang der Goebenstraße zu bebauen. Die Ersatzwohnungen, die mit dem Eckhaus abgerissen werden, sollen so neu geschaffen werden. Die zukünftigen Mietpreise dieser Wohnungen werden moderat sein, denn Dank der sozialen Erhaltungssatzung (auch Milieuschutz genannt), ist der Abriss nur möglich, wenn im gleichen Umfang preisgünstige Wohnungen als Ersatz gebaut werden. Das Bezirksamt, Abteilung Bürgerdienste/Zweckentfremdung, wird dann in Zukunft darüber wachen müssen, daß dies auch eingehalten wird. Lediglich die zusätzlichen Wohnungen dürfen dann zu höheren Preise vermietet werden.

Hier wird deutlich, wie wichtig die soziale Erhaltungssatzung für unseren Stadtteil ist. Ohne den „Milieuschutz“ wären die preisgünstigen Wohnungen wahrscheinlich verloren gegangen.

Wer sich die Gebäude vor Ort ansieht, wird feststellen, dass die Potsdamer Straße 163 sehr heruntergekommen aussieht mit uralten Fenstern und beschädigten Fassaden, während die Potsdamer Straße 165, die abgerissen werden soll, sauber instandgesetzte Fassaden hat und neue Fenster.

Der Grund für den Abriss hängt offensichtlich zusammen mit dem Parkplatz in der Goebenstraße. Das Eckhaus schaut mit Fenstern auf den Parkplatz, so dass es hier nicht so einfach ist, ein neues Gebäude anzuschließen. Es macht jedoch nachdenklich, dass mit dem Abriss ein intaktes Gebäude geopfert werden soll. Schließlich sind nicht nur Fenster und Fassaden intakt, sondern auch die Tragkonstruktion aus Betondecken und Wänden aus Mauerwerk vom Keller bis zum fünften Obergeschoss. Da steckt eine Menge „Graue Energie“ drin. „Graue Energie“ wird das CO2 genannt das beim Bau des Hauses und später bei Instandsetzung und Modernisierung in die Luft gepustet wurde.

Wenn wir es ernst meinen mit Klimaschutz, dürfen intakte Gebäude nicht abgerissen werden. Denn mit dem Abriss würde die „Graue Energie“ unwiderruflich verloren gehen. Und für den Neubau müsste natürlich erneut CO2 emittiert werden.

Der Wunsch des neuen Eigentümers, auch den benachbarten Parkplatz mit zu bebauen, ist natürlich verständlich. Aber dies wäre auch möglich mit dem Erhalt des Eckhauses. Notwendig wären dann Grundrissänderungen in dem Bereich, an den das neue Gebäude an das Eckhaus anschließt.

Insofern war die Erteilung des Vorbescheids für den Abriss durch das Bezirksamt voreilig. Offensichtlich hat sich die Notwendigkeit des Klimaschutzes in den Amtsstuben und Planungsbüros noch nicht ausreichend herumgesprochen.

Hallo Klimakleber, wo bleibt ihr?

2 Kommentare

  1. Damit wird eine Baulücke bebaut und neuer Wohn- und Büroraum geschaffen? Ist doch prima. Allemal besser als ein Parkplatz!

    • Neuer Büroraum ?Ja, soll gebaut werden. Neuer Wohnraum? Nein, es soll nur Ersatz geschaffen werden für den schon vorhandenen Wohnraum, der abgerissen werden soll. Das gleiche Ergebnis wäre erreichbar auch ohne Abriss, mit weniger CO2-Emissionen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert